Der wissenschaftliche Hintergrund zur sinnlichen Berührung

Jahr: 2023
Sprache: Deutsch

Für eine āyurvedische Ganzkörpermassage sind mindestens 45 Minuten vorgesehen. Dies wurde im alten Indien mit „Mātrās“ (Augenzwinkern) gemessen. So kann das Öl bis in sämtliche Gewebe vordringen. Je nach Konstitution soll die Massage sehr langsam ausgeführt werden. Dies sorgt einerseits für die Beruhigung von Vāta und andererseits für das tiefe Eindringen des Öls.

Heutzutage ist wissenschaftlich nachgewiesen eine „Streichelgeschwindigkeit“ von 3-5 cm pro Sekunde ideal. Durch diese Geschwindigkeit werden die Nervenfasern der Haut angeregt.

„Forschende versuchen inzwischen, bei psychischen Störungen gezielt die interozeptiven Fähigkeiten zu normalisieren, etwa durch Achtsamkeitsmeditation oder Stimulation des Vagus-Nervs, der wiederum interozeptive Netzwerke im Gehirn beeinflusst. Erfolgversprechend sind zudem besondere Massagen, die bestimmte Nervenfasern in der Haut anregen, die CT-Afferenzen. Man könnte sie auch als Streichelsensoren bezeichnen.

Die Sensoren reagieren »spezifisch auf sehr sanfte, langsame Berührungen der Haut«, erklärt Michael Eggart, Gesundheitswissenschaftler der Hochschule Ravensburg-Weingarten. »Studien zeigen, dass speziell zu ihrer Stimulation entwickelte Massagen bei Depressionen Angst und depressive Symptome effektiv lindern können.« Auf welche Weise das geschieht, ist noch unklar. Es sei aber gut möglich, dass die sanfte Massage die Funktion der Insula normalisiere und damit auch die Verarbeitung interozeptiver Reize, sagt Eggart. Das wiederum könnte die Körperwahrnehmung verbessern.

Berührungen gelten eigentlich als äußerliche, sprich exterozeptive Reize. Die CT-Afferenzen aktivieren aber sehr effektiv bestimmte Bereiche der Inselrinde.“
Luerweg F. Interozeption: Signale aus dem Körperinneren. Spektrum der Wissenschaften 22.09.2021

So werden über den Tastsinn psychische Erkrankungen behandelt.