Die drei Therapieansätze der Ayurveda-Medizin: yuktivyapashraya, daivavyapashraya und sattvavajaya

Jahr: 2023
Sprache: Deutsch

Therapie (cikitsā) ist im Āyurveda ein umfassendes Konzept, in dem unterschiedliche Behandlungsansätze miteinander kombiniert werden.

Grundsätzlich differenziert der Āyurveda drei Ansätze der Krankheitsbehandlung:
1. daivavyapāśraya-cikitsā: „subtile“ Therapien
2. yuktivyapāśraya-cikitsā: rationale Therapien
3. sattvāvajaya: psychische Therapien

Daivavyapāśraya-cikitsā beinhaltet Therapieformen, deren Wirkungsweise rational auf der Basis gewöhnlicher weltlicher Logik nicht erklärbar ist. Der Begriff daiva lässt sich in diesem Zusammenhang zweifach interpretieren: zum einen als Resultate vergangener Handlungen (Prinzip von Ursache und Wirkung) und zum anderen als subtile Faktoren, die sich der Kontrolle des Menschen entziehen. Daiva kann aus ayurvedischer Sicht auch eine pathologische Wirkung entfalten und somit Krankheiten verursachen. Die klassischen Ayurveda-Texte weisen darauf hin, dass herkömmliche, rationale Therapieformen nicht oder nur unzureichend wirken, wenn eine Krankheit durch daiva verursacht wurde.

Beispiele für daivavyapāśraya-Therapien sind Gebete, mantra (Rezitation bestimmter Klangkombinationen), homa (vedische Feuerrituale), maṇi (Edelsteine), eine auf ethischen Prinzipien begründete Lebensweise (niyama), upavāsa (spirituelles Fasten), Pilgerreisen, etc.

Dem Bereich yuktivyapāśraya-cikitsā sind alle Therapieformen zugeordnet, deren Wirkungsweise rational, d.h. auf der Grundlage gewöhnlicher weltlicher (quasi naturwissenschaftlicher) Logik, erklärbar ist. Der Begriff yukti lässt sich in diesem Kontext als „Logik“ oder „logische Argumentation übersetzen.
Yuktivyapāśraya-Therapien untergliedern weiter sich in die Bereiche Ursachenvermeidung (nidāna-parivarjana), Reinigung (saṃśodhana: innere und äußere Reinigung sowie Chirurgie) und Linderung (saṃśamana: Ernährung, Verhalten und Medikamente).

Die Therapiesäule sattvāvajaya beinhaltet psychische/psychiatrische Therapieformen, die den Geist des Patienten dazu befähigen sollen, sich von schädlichen Objekten (z.B. negative Denkweisen, traumatische Erinnerungen oder belastende Emotionen) zurückzuziehen und schrittweise zu geistiger Klarheit, Resilienz und Positivität zurückzufinden. Voraussetzung dafür ist die schrittweise Stärkung von sattva-guṇa sowie die Reduktion von exzessivem rajo- und tamo-guṇa im Geist des Patienten. Um dies zu erreichen verwendet der Ayurveda ein komplexes psychotherapeutisches Konzept, in dem vielfältige Therapieelemente miteinander kombiniert werden.

Im Vortrag werden die oben skizzierten drei Therapieansätze des Ayurveda weiter ausgeführt.