HP Oliver Becker (D)

HP Oliver Becker (D)

Master of Science in Ayurvedic Medicine, Diplom-Pädagoge, Heilpraktiker
Oliver Becker praktiziert die Ayurveda-Medizin seit vielen Jahren in eigener Praxis. In der Europäischen Akademie für Ayurveda ist er als Dozent, Modulleiter, pädagogischer Coach und Dolmetscher im Studiengang der Ayurveda-Medizin tätig. Darüber hinaus lehrt er in verschiedenen anderen Ausbildungsgängen der Akademie. Zu seinen fachlichen Schwerpunkten als Dozent gehören die Pharmakologie und innere Medizin des Ayurveda. Neben der Ayurveda-Medizin verfügt er über profunde Kenntnisse in den Bereichen Yoga, vedische Wissenssysteme und Sanskrit.

Gurukul – im Dialog mit großen Persönlichkeiten des Ayurveda

Jahr: 2023

Lernen und Diskutieren mit berühmten Vaidyas des traditionellen Ayurveda!

In der Tradition des Ayurveda wird die persönliche Unterweisung innerhalb einer vertrauensvollen Lehrer-Schüler-Beziehung sehr geschätzt, um tiefes Wissen zu vermitteln und die persönliche Entwicklung des angehenden Arztes oder Therapeuten zu fördern.

Dieser alten Gurukula-Tradition folgend haben wir herausragende Lehrer dazu eingeladen, mit unseren Studierenden und Alumni zusammenzutreffen, um ihr Wissen analog diesem alten Ansatz zu teilen. Die Professoren und Mediziner werden ihre spezielle Sichtweise und Erfahrungen zu einem Thema einbringen und in die therapeutischen Feinheiten und philosophische Dimension des Ayurveda eintauchen.

Das Gurukul ist kostenlos und exklusiv für Alumni und Studierende der Europäischen Akademie für Ayurveda.

Alumni-Treffen: Praxisfälle und Mentoring

Jahr: 2023

Exklusiv und kostenlos für alle Absolventen und aktuellen Teilnehmer der Medizin-Ausbildungen an der Europäischen Akademie für Ayurveda und der Heilpraktikerschule Luzern –

Du bist ein wesentlicher Teil der REAA-Familie. In diesem Sinne möchten wir sehr gern unsere Verbindung stärken und veranstalten dieses Treffen. Nachdem du deine Ausbildung bei uns abgeschlossen hast, bist du aktiv in der Praxis tätig. Wir glauben, dass du einige spannende Erfolgsgeschichten zu erzählen hast. Wir würden uns freuen, sie in unserer großen akademischen Familie zu teilen.

Das Alumni-Treffen ist auch eine einmalige Gelegenheit, Fragen aus Eurer täglichen Ayurveda-Praxis mit einer echten Kapazität zu klären. In dieser Session wird Prof. Dr. S.N. Gupta auf besondere Patientenfälle eingehen, die Ihr zum Alumni-Treffen mitbringt. Aktives Mitwirkung ist ausdrücklich erwünscht! Hol dir frische Inspiration für deine Arbeit mit Ayurveda und gewinne Sicherheit in der Diagnose und Behandlung.

Und natürlich ist das Alumni-Treffen die ideale Plattform, um Fachkolleg*innen aus der Studienzeit wiederzutreffen und neue Kontakte zu knüpfen. Freue Dich auf Begegnung, Austausch und einen weiteren Schritt auf deinem Weg mit Ayurveda – natürlich  in einer entspannten, freundlichen und heiteren Atmosphäre.

Die drei Therapieansätze der Ayurveda-Medizin: yuktivyapashraya, daivavyapashraya und sattvavajaya

Jahr: 2023

Therapie (cikitsā) ist im Āyurveda ein umfassendes Konzept, in dem unterschiedliche Behandlungsansätze miteinander kombiniert werden.

Grundsätzlich differenziert der Āyurveda drei Ansätze der Krankheitsbehandlung:
1. daivavyapāśraya-cikitsā: „subtile“ Therapien
2. yuktivyapāśraya-cikitsā: rationale Therapien
3. sattvāvajaya: psychische Therapien

Daivavyapāśraya-cikitsā beinhaltet Therapieformen, deren Wirkungsweise rational auf der Basis gewöhnlicher weltlicher Logik nicht erklärbar ist. Der Begriff daiva lässt sich in diesem Zusammenhang zweifach interpretieren: zum einen als Resultate vergangener Handlungen (Prinzip von Ursache und Wirkung) und zum anderen als subtile Faktoren, die sich der Kontrolle des Menschen entziehen. Daiva kann aus ayurvedischer Sicht auch eine pathologische Wirkung entfalten und somit Krankheiten verursachen. Die klassischen Ayurveda-Texte weisen darauf hin, dass herkömmliche, rationale Therapieformen nicht oder nur unzureichend wirken, wenn eine Krankheit durch daiva verursacht wurde.

Beispiele für daivavyapāśraya-Therapien sind Gebete, mantra (Rezitation bestimmter Klangkombinationen), homa (vedische Feuerrituale), maṇi (Edelsteine), eine auf ethischen Prinzipien begründete Lebensweise (niyama), upavāsa (spirituelles Fasten), Pilgerreisen, etc.

Dem Bereich yuktivyapāśraya-cikitsā sind alle Therapieformen zugeordnet, deren Wirkungsweise rational, d.h. auf der Grundlage gewöhnlicher weltlicher (quasi naturwissenschaftlicher) Logik, erklärbar ist. Der Begriff yukti lässt sich in diesem Kontext als „Logik“ oder „logische Argumentation übersetzen.
Yuktivyapāśraya-Therapien untergliedern weiter sich in die Bereiche Ursachenvermeidung (nidāna-parivarjana), Reinigung (saṃśodhana: innere und äußere Reinigung sowie Chirurgie) und Linderung (saṃśamana: Ernährung, Verhalten und Medikamente).

Die Therapiesäule sattvāvajaya beinhaltet psychische/psychiatrische Therapieformen, die den Geist des Patienten dazu befähigen sollen, sich von schädlichen Objekten (z.B. negative Denkweisen, traumatische Erinnerungen oder belastende Emotionen) zurückzuziehen und schrittweise zu geistiger Klarheit, Resilienz und Positivität zurückzufinden. Voraussetzung dafür ist die schrittweise Stärkung von sattva-guṇa sowie die Reduktion von exzessivem rajo- und tamo-guṇa im Geist des Patienten. Um dies zu erreichen verwendet der Ayurveda ein komplexes psychotherapeutisches Konzept, in dem vielfältige Therapieelemente miteinander kombiniert werden.

Im Vortrag werden die oben skizzierten drei Therapieansätze des Ayurveda weiter ausgeführt.

Die sieben Dhatus – ihre Struktur, Funktion und Entstehung »

Jahr: 2022

Der Āyurveda hat mit den Konzepten der doṣas, agnis, dātus, upadhātus, malas und srotas eine eigene Klassifizierung der Körperkomponenten entwickelt. Diese lassen sich in zwei Gruppen unterteilen:

  1.  funktionelle Komponenten (doṣas und agnis)
  2. strukturelle Komponenten (dhātus, upadhātus, malas und srotas)

Der Āyurveda unterscheidet sieben dhātus, die zusammen mit den sieben upadhātus die essentiellen strukturellen Komponenten des Körpers bilden:

Sieben dhātus:

  • rasa: Plasma, Leukozyten und Thrombozyten
  • rakta: Erythrozyten
  • māṃsa: Muskelgewebe
  • medas: Fettgewebe
  • asthi: Knochengewebe
  • majjā: Knochenmark und Hirnzellen
  • śukra: männliche Prinzipien (männliche Hormone, Spermatozoen)

 

Jedes dieser dhātus besitzt im Körper spezifische, für die Physiologie essentielle Funktionen, die sich zum Teil nicht aus deren anatomischen Merkmalen ableiten lassen.

Sieben upadhātus:

  • stanya: muttermilchbildende Gewebe
  • ārtava: weibliche Prinzipien (weibliche Hormone, Eizellen, Menstruationsblut)
  • kaṇḍarā: Sehnen
  • sirā: Blutgefäße
  • tvak: Haut
  • vasā: intramuskuläre Fette
  • snāyu: Bänder und Nerven

 

Mit dem Konzept dhātu-pariṇāma (Prozess der dhātu-Transformation) beschreibt der Āyurveda auch die Entstehung der essentiellen strukturellen Körperkomponenten (dhātus, upadhātus und ojas).

Der Begriff dhātu-pariṇāma bezeichnet den schrittweisen Prozess der Umwandlung der Nährstoffe in neue Körperzellen. In diesem Prozess ist agni das zentrale transformierende Prinzip. Agni ist ein thermisches Prinzip, das alle Arten von Aufspaltungs- und Transformationsprozessen im Körper durchführt. Die Korrektur von dhātu-pariṇāma ist das übergeordnete Therapieziel der Ayurveda-Medizin.

Im Vortrag werden die oben skizzierten Aspekte weiter ausgeführt.

» Das ayurvedische ama-Konzept und seine Bedeutung bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen

Jahr: 2021

Der ayurvedische Fachterminus āma wird in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, ein Umstand der immer wieder zu Missverständnissen führt. So kann der Begriff āma ein pathologisches Stoffwechselzwischenprodukt, eine Ansammlung von Abfallprodukten oder ein bestimmtes Krankheitsstadium bezeichnen.

Von besonderer Bedeutung für das Vortragsthema ist die erstgenannte Bedeutung: āma als ein pathologisches (also abnormales) Stoffwechselzwischenprodukt, das aufgrund eines geschwächten jāṭharāgnis im Verdauungstrakt entsteht, sich über rasa im ganzen Körper ausbreitet und auf diese Weise Krankheiten (einschließlich Autoimmunerkrankungen) verursacht.

Einfach ausgedrückt, kann man sich āma als falsch verdaute Nahrung vorstellen. Das durch bestimmte Faktoren in Ernährung und Lebensweise geschwächte zentrale Verdauungsfeuer ist nicht mehr in der Lage, die normale Digestion der Nahrung durchzuführen. So kommt es zur Entstehung unvollständiger Strukturen („unreife“ materielle Substanzen oder Moleküle, genannt āma) im Verdauungstrakt, welche die Neigung besitzen, sich mit jeglichen Körperkomponenten (doṣas, dhātus, upadhātus und srotas) zu verbinden und diese in ihrer normalen Funktion zu stören.

Āma verursacht somit pathologische Veränderungen gesunder Strukturen und Funktionen im Körper. Darüber hinaus beeinträchtigt āma auch die normale Wirkung von Therapien und Medikamenten. Es ist daher wichtig, jeden Patienten vor Beginn einer Therapie zunächst sorgfältig auf āma zu untersuchen und dies, falls vorhanden, vor dem Beginn anderer Therapien durch spezifische therapeutische Maßnahmen (laṅghana und āma-pācana: agni-Entlastung und āma-Auskochung) zu beseitigen.

Wichtig: Nur kranke Menschen können āma haben, aber nicht jeder kranke Mensch hat āma.

Folgende klinische Manifestationen weisen auf die Existenz von āma in einem Patienten hin:
Appetitlosigkeit, Steifigkeit, Schweregefühl, unerklärliche Müdigkeit und Trägheit, Digestionsstörungen und eine veränderte bala (veränderte Widerstandsfähigkeit und Immunität).

Aufgrund des letztgenannten Symptoms erscheint es nur logisch, auch Autoimmunprozesse auf der Grundlage des ayurvedischen āma-Konzepts zu behandeln. Die klinischen Erfolge bestätigen die Richtigkeit dieser Annahme.

Im Vortrag werden die Grundzüge des āma-Konzepts, der therapeutische Ansatz bei āma sowie seine besondere Umsetzung bei Autoimmunerkrankungen erläutert.

Immer Ärger mit dem Darm – Ayurveda und chronische Entzündungen

Jahr: 2020
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» Rasayana-Substanzen für den täglichen Einsatz

Jahr: 2020

Der ayurvedische Fachterminus rasayana lässt sich vereinfacht als Anti-aging-Maßnahme interpretieren. Dahinter verbirgt sich ein komplexes und bewährtes Konzept, das unterschiedliche praktische Ansätze verwendet und sowohl präventiv als auch therapeutisch eingesetzt wird.

Wichtige Komponenten von rasayana-Therapie sind:
• tägliche Routinemaßnahmen einschließlich gesunder Aktivitäten
• gesunde Ernährung
• eine an die Qualitäten der Jahreszeiten angepasste Lebensweise
• innere Reinigung des Körpers
• Substanzen mit rasayana-Wirkung
• ethische Lebensweise

Die Caraka-samhita, einer der bedeutendsten klassischen Ayurveda-Texte, definiert den Begriff rasayana als ein Mittel, das die Exzellenz von rasa, etc. erreicht. Im Zentrum dieser Definition steht das Konzept von dhatu-parinama (Transformation der dhatus), dem komplexen Prozess der Umwandlung von Nährstoffen der Nahrung in Körperstruktur. Dieser Prozess läuft im Körper kontinuierlich ab und gewährleistet, dass sich unsere essentiellen strukturellen Körperkomponenten (dhatus, upadhatus und ojas) kontinuierlich regenerieren können.

Im Idealfall ruft eine rasayana-Maßnahme im Körper folgende allgemeine Wirkungen hervor:
• Gleichgewicht der dosas
• Kontrolle von agni, insbesondere der dhatvagnis
• normale Funktion der srotas
• spezifische Nährung der dhatus

Daraus resultiert eine zellregenerierende Wirkung.

Auch bestimmte Substanzen besitzen eine rasayana-Wirkung. In der ayurvedischen Substanzlehre dravyaguna-vijnana wird der Begriff rasayana als ein besonderes Gütesiegel vergeben, eine spezifische pharmakologische Wirkung (karma) oder besondere Expertise nur weniger Substanzen aus dem Bereich der Nahrungsmittel, Heilpflanzen, Mineralien und Metalle.

Im Vortrag werden einige wichtige rasāyana-Substanzen aus dem Bereich der Nahrungsmittel und Phytotherapeutika vorgestellt:
• Kuhmilch
• Ghee
• Amalaki (Emblica officinalis)
• Guduci (Tinospora cordifolia)
• Mandukaparni (Hydrocotyle asiatica)

» Yoga als Therapieelement in der Ayurveda-Medizin: Überblick und Beispiel aus der klinischen Praxis

Jahr: 2017

Yoga als Therapieelement in der Ayurveda-Medizin – Überblick und Beispiel aus der klinischen Praxis
Oliver Becker Dipl.-Päd. HP
Ayurveda und Yoga entstammen der vedischen Tradition. Beide Systeme verfolgen dieselbe Zielsetzung, nämlich dem Menschen ein glückliches Leben auf allen Ebenen zu ermöglichen. Ayurveda ist dabei etwas moderater, ja weltlicher ausgerichtet, der yogische Ansatz ist strenger, fokussiert auf die spirituelle Befreiung (mokṣa) des Menschen. Während in der Ayurveda-Medizin primär die Gesundheit des Körpers neben der Berücksichtigung psychischer Elemente im Fokus steht, bildet die Yoga-Tradition eine umfassende Wissenschaft des Geistes mit einer Vielzahl von Ansätzen zur systematischen geistigen Entfaltung.

Seit jeher kommen im Ayurveda eine Vielzahl von Yoga-Elementen sowohl präventiv (svasthavṛtta = Gesunderhaltung) als auch therapeutisch (cikitsā = Therapie) zum Einsatz. Tatsächlich ist kontinuierliche Yoga-Praxis integraler Bestandteil einer ayurvedischen Lebensweise und kann somit eigentlich nicht als Therapieelement bezeichnet werden. So empfiehlt Ayurveda im Rahmen der täglichen Routinemaßnahmen (dinacaryā) die regelmäßige morgendliche Durchführung folgender Yoga-Techniken: jala-neti (yogische Nasenspülung zur Prävention von Problematiken der oberen Atemwege), āsana (Körperübungen), prāṇāyāma (Atemübungen) und dhyāna (Meditation). Diese bilden ein umfassendes tägliches Fitnessprogramm für Körper und Geist.

Darüber hinaus unterstreichen die klassischen ayurvedischen Texte eindringlich die große Bedeutung einer moralisch hochstehenden Lebensweise (sog. ācāra-rasāyana; die Praxis von Werten, die allgemein als gut befunden werden) als Fundament für eine stabile Gesundheit, Empfehlungen, die im Yoga als yama bzw. niyama bezeichnet werden. Die Caraka-saṃhitā (mit der bedeutendste klassische Ayurveda-Text) stellt gar die Anti-Aging-Wirkung solcher Verhaltensweisen wie Nichtverletzung anderer Wesen, Wahrhaftigkeit, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Selbstbeherrschung etc. heraus.
Vegetarismus bildet ein wichtiges Fundament für eine erfolgreiche Praxis höheren Yogas, das die subtile Entfaltung des Geistes anstrebt. Auch wenn Ayurveda Vegetarismus nicht ausdrücklich propagiert, so sieht Ayurveda eine vegetarische Lebensweise als überaus gesundheitsförderlich an.
Die obigen Beispiele zeigen den hohen Stellenwert, den Ayurveda einer regelmäßigen Yoga-Praxis als Fundament für ein langes, gesundes und glückliches Leben beimisst.
Ayurveda nutzt außerdem das Konzept der individuellen Konstitution (prakṛti). Die geistige Konstitution (mānasa-prakṛti) wird auf Basis der Dominanz der triguṇas (drei Qualitäten = sattva, rajas und tamas) bestimmt. Diese Theorie enstammt dem saṃkhya-System, auf dem auch Yoga basiert.

Krankheitsbehandlung erfolgt in der Ayurveda-Medizin durch eine Synthese rationaler (yuktivyapāśraya), subtiler (daivavyapāśraya) und psychischer (sattvāvajaya) Ansätze.
Vor allem in der ayurvedischen Psychotherapie kommt u.a. das gesamte Instrumentarium des Yoga zum Einsatz, um den Geist des Patienten zu klären und zu tonisieren. Dies soll ein günstiges (sattva-förderndes und rajas-tamas-kontrollierendes) mentales Milieu erzeugen und so die Wirkung anderer psychischer Therapieverfahren verbessern.

Auch bei der Therapie bestimmter chronischer Erkrankungen des Körpers (wie z.B. Diabetes mellitus, Morbus Bechterew, essentielle Hypertonie, Asthma bronchiale etc.) nutzt die Ayurveda-Medizin im Rahmen der rationalen Therapie Techniken des Haṭha-Yoga (āsana und prāṇāyāma). Ihre Anwendung erfolgt allerdings mehr komplementär zur Unterstützung der anderen spezifischen Ayurveda-Therapien wie innere und äußere Reinigungsverfahren, Ernährungs- und Ordnungstherapie sowie medikamentösen Empfehlungen. Besonders die Atemtechniken des Yoga bilden ein effektives ergänzendes Therapiewerkzeug bei einer Vielzahl von Problematiken, v.a. bei Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen des Atemtrakts, Stresserkrankungen sowie psychosomatischen und psychischen Problematiken.

Im Workshop werden die oben stehenden Inhalte detaillierter erläutert und schließlich durch ein Beispiel (Patientenfall) aus der klinischen Praxis abgerundet.

Diabetes mellitus: die Diskussion einer Volkskrankheit aus ayurvedischer Sicht

Jahr: 2019

Gemäß Schätzungen der WHO hat sich die Anzahl der Diabetiker weltweit von 4,7% im Jahr 1980 auf 8,5% im Jahr 2014 fast verdoppelt. Die Mehrzahl der Patienten leidet an Typ-2-Diabetes. Dabei steigt die Anzahl der Typ-2-Diabetiker mit dem Ausmaß der Überernährung.

Daraus ergeben sich große Herausforderungen für die Patienten wie auch für das Gesundheitssystem. Bei Diabetikern ist die Komplikationsrate für Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall ca. 2- bis 3-fach erhöht. Auch das Risiko für andere gefährliche Folgeerkrankungen (z.B. diabetisches Fußsyndrom, diabetische Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie) ist hoch. Diabetes mellitus ist eine Erkrankung, die Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten deutlich einschränkt. Die Therapie insbesondere der Komplikationen ist aufwendig.

In den ayurvedischen Quellentexten findet sich das klassische Krankheitsbild madhumeha als Entsprechung für Diabetes mellitus. Madhumeha lässt sich als „übermäßiger (honig)süßer Urinfluss“ übersetzen. Wie in der Schulmedizin werden im Ayurveda zwei Unterarten differenziert: kṛśa-pramehī (entspricht Typ-1-Diabetes) und sthūla-pramehī (entspricht Typ-2-Diabetes). Beide Arten werden prognostisch als unheilbar, aber therapeutisch kontrollierbar (sogenannte yāpya-Klassifikation) eingeschätzt.

Auch aus ayurvedischer Sicht ist Diabetes mellitus ist eine Lifestyle-Erkrankung. Für die Entstehung von madhumeha beschreibt der Ayurveda vielfältige ätiologische Faktoren (hetus) aus den Bereichen Ernährung und Verhalten. Auch eine genetische Komponente (v.a. bei Typ 1) wird in den klassischen Texten erwähnt. Die beschriebenen Ursachen führen zur Provokation der doṣas (besonders vāta und kapha), welche sich schließlich aufgrund einer Störung der Transporträume (srotas) in vielfältigen geschwächten Strukturen (dūṣyas) des Körpers lokalisieren und diese schädigen. Madhumeha ist eine Multi-Organerkrankung. Bei Diabetes sind alle dhātus als dūṣyas (geschädigte Körperkomponenten) an der Pathogenese beteiligt. Auch ojas ist involviert. Dies zeigt die Komplexität der Erkrankung.

Trotz dieser Komplexität bietet die Ayurveda-Medizin effektive, klinisch erprobte Therapiekonzepte für Diabetes mellitus wie auch für die chronischen Komplikationen der Erkrankung. Auch im Bereich der Prävention bietet der Ayurveda zahlreiche simple, aber wirksame Empfehlungen, um der Entstehung von Diabetes mellitus vorzubeugen. Gerade für Menschen mit familiärer Diabetes-Neigung ist die Befolgung präventiver Empfehlungen besonders wichtig.

Eine bestehende Insulinpflicht kann Ayurveda zwar nicht rückgängig machen, jedoch lässt sich die Insulin-Dosis durch Ayurveda-Therapie und gesunde Lebensführung des Patienten oft signifikant reduzieren.

Als bewährte Therapieelemente bei Diabetes verwendet die Ayurveda-Medizin vor allem körperliche Reinigungstherapien (śodhana), verschiedene Heilmittel (v.a. mit bitterer = antidiabetischer Geschmacksrichtung), eine individualisierte Ernährungs- und Ordnungstherapie, rasāyana-Therapien sowie Techniken zur psychischen Harmonisierung. Für die Therapie der chronischen Komplikationen von Diabetes mellitus existieren jeweils spezifische Therapieverfahren.

Bei stark ausgeprägtem Diabetes ist eine stationäre Therapie zunächst vorzuziehen. Später bzw. bei milderer Ausprägung der Erkrankung ist auch eine ambulante Therapie der Patienten möglich.

Im Workshop werden die obenstehenden Inhalte detaillierter erläutert und weiter ausgeführt. Es erfolgt die Darstellung der Ätiopathogenese, Symptomatologie, Therapiestrategie sowie der Therapieprinzipien von Diabetes mellitus aus ayurvedischer Sicht. Auch präventive Empfehlungen werden angesprochen.