Vulvodynia und Ayurveda: ein integrativer Ansatz

Jahr: 2023
Sprache: Englisch, Deutsch

Einleitung und Zielsetzung
Schätzungen zufolge leidet jede vierte Frau in den westlichen Ländern an Vulvodynie, was die sexuelle Funktion und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Nach der Konsensus-Terminologie und -Klassifikation von 2015 für anhaltende Vulvaschmerzen und Vulvodynie ist Vulvodynie definiert als idiopathischer Vulvaschmerz von mindestens drei Monaten Dauer ohne eine klar erkennbare Ursache. Obwohl es viele potenzielle Begleitfaktoren gibt, ist die genaue Ätiologie noch nicht geklärt.
Vulvodynie stellt für den Arzt eine große Herausforderung dar, da die Diagnose schwierig ist, die Pathologie nicht bekannt ist und die Behandlung, selbst die chirurgische, nur suboptimal anspricht.
Vulvodynie geht auch mit vielen Begleiterkrankungen einher, wie Darm- und anderen Beckenerkrankungen (rezidivierende oder postkoitale Zystitis, Endometriose) und anderen neuropathischen Schmerzsyndromen (z. B. Pudendusneuralgie).
Im Āyurveda, der traditionellen indischen Medizin, werden die Patienten je nach ihrer Konstitution (Prakriti) und dem aktuellen Ungleichgewicht (Vikriti) der drei wichtigsten Leitprinzipien des Organismus, Vāta, Pitta und Kapha, in verschiedene Gruppen eingeteilt.
Unser Ziel ist es, die Pathogenese (im Ayurveda Samprapti genannt) der Krankheit zu ermitteln und die Patienten in vier Gruppen einzuteilen: Vataja, Pittaja, Kaphaja und Sannipata, auf der Grundlage von Prakriti und Vikriti, um spezifische Behandlungen für jede Gruppe zu finden.

Methoden
Wir haben einen Fragebogen entworfen, um die wichtigsten Lebensgewohnheiten der Patientinnen, ihre physiologischen Merkmale (Verdauung, Stuhlgang, Menstruationszyklus, Schlaf) und die Symptome der Vulvodynie zu untersuchen. Die Umfrage wurde 600 Patientinnen mit Vulvodynie vorgelegt, die im Jahr 2022 zur gynäkologischen Untersuchung wegen Beckenschmerzen in die Casamedica-Klinik kamen und bereits eine konventionelle Behandlung erhielten.

Ergebnisse
Bisher haben 208 Patientinnen geantwortet; vorläufige Ergebnisse zeigen, dass 79 % der Patientinnen unter chronischen Blähungen leiden, 64 % haben Verdauungsprobleme mit Unterleibsschmerzen, 60 % haben schmerzhafte oder erzwungene Entleerungen, 50 % haben chronische Verstopfung. 83 % haben Menstruationsschmerzen, in 43 % der Fälle stark. 90 % der Patienten haben keinen erholsamen Schlaf und wachen nachts mehrfach auf, besonders zwischen 2 und 6 Uhr morgens (wenn sich Vāta ansammelt). Vulvaschmerzen sind in 50 % der Fälle wie Brennen und in 37 % wie Schneiden.

Schlussfolgerungen
Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen eine Hypothese von Samprapti: Vulvodynie resultiert aus einem Vata- und/oder Pitta-Ungleichgewicht, und am Ende ist die Verschlimmerung von Vāta dosa in der Vulvarregion lokalisiert. Mit einer größeren Stichprobe und weiteren Analysen werden wir in der Lage sein, die Frauen in die vier oben genannten Gruppen einzuteilen und jede Gruppe mit einem spezifischen ayurvedischen Ansatz zu behandeln, um die Lebensqualität zu verbessern und den natürlichen Verlauf dieser schwierigen Krankheit zu ändern.