Berührungsqualität – die verschiedenen Ebenen bei ayurvedischen und Marma-Behandlungen

Jahr: 2023
Sprache: Englisch, Deutsch

Der Tastsinn (sparśa oder sparśana) hat besondere Eigenschaften, die ihn unter den fünf Sinnen zu etwas „Besonderem“ machen:

Er ist das umfangreichste Sinnesorgan, da er auf der gesamten Haut lokalisiert ist. Der Tastsinn ist eine grundlegende Fähigkeit: Man kann ohne Sehen, ohne Hören oder sogar ohne Sehen und Hören zusammen leben, aber es ist praktisch unmöglich, ohne Tastsinn zu leben.

Die taktile Wahrnehmung ist die einzige, die bidirektional funktioniert: Man kann sehen, ohne gesehen zu werden, hören, ohne gehört zu werden, schmecken, ohne geschmeckt zu werden, und riechen, ohne gerochen zu werden, aber es ist unmöglich, zu berühren, ohne berührt zu werden.

Die taktile Wahrnehmung erfordert die Aufhebung der Distanz zwischen dem Wahrnehmenden und dem Wahrgenommenen. Man kann aus der Ferne hören und sehen, aber man kann nicht berühren, ohne berührt zu werden. Diese Eigenschaft macht die Berührung zu einem besonders „intimen“ und wichtigen Sinn in den Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen.

In der Sāṃkhya-Lehre und im Āyurveda wird der Tastsinn (śparśendriya) mit dem subtilen Prinzip der Berührbarkeit (sparśa) und dem Element der Luft (Vāyu) in Verbindung gebracht.

Was sind die Qualitäten (guṇa), die durch Berührung wahrgenommen werden?
Nach traditioneller Auffassung sind es die Gegensatzpaare heiß-kalt, glatt-rauh und weich-hart.
So werden Temperatur, Form und Beschaffenheit wahrgenommen.

Luft ist der Hauptbestandteil von doṣa Vāta; daher ist die taktile Erfahrung mit Vāta verbunden und kann das Gleichgewicht dieser Stimmung beeinflussen.

Bei Vāta-Störungen ist die Massage eine der ersten therapeutischen Modalitäten durch die Verbindung zwischen dem Sinnesorgan der Berührung, der Haut, und Vāta. Es werden verschiedene Abstufungen der Berührung angeboten.

Für den Arzt, aber vor allem für den ayurvedischen Therapeuten, spielt der einfache und direkte Kontakt mit dem Patienten eine wichtige Rolle bei der Durchführung der Therapie.

In diesem Workshop werden wir verschiedene Arten der Berührung im Zusammenhang mit verschiedenen ayurvedischen Behandlungen und auch verschiedene Möglichkeiten der Berührung in der Marma-Therapie kennen lernen.
Wir werden die Bedeutung der guṇa-Bewertung in jedem Aspekt erkennen: das guṇa des Therapeuten, das guṇa der Materialien, das guṇa der Behandlung, das guṇa der Umgebung und das guṇa des Patienten… all diese Aspekte spielen eine unterschiedliche Rolle für eine erfolgreiche Therapie.