Oberarzt, Forscher, Indologe
Priv.-Doz. Dr. med. Christian S. Keßler, MA, MSc (Ayur. Medizin – Middlesex) ist Oberarzt und Forschungskoordinator am Immanuel Krankenhaus Berlin und ist an der Charité Universitätsmedizin Berlin mit Schwerpunkt Ayurveda wissenschaftlich tätig. Er hat in den letzten Jahren verschiedene Studien zu Ayurveda geleitet und veröffentlicht. Sein Magister-Abschluss in Indologie ermöglicht ihm den Ayurveda umfassend und in seiner akademischen Tiefe zu erkunden. Christian Kessler ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Ärztegesellschaft für Ayurveda DÄGAM und Mitglied im Präsidium des Ayurveda Dachverband Deutschland, ADAVED e.V.
In den letzten 1½ Jahrzehnten hat sich in der deutschen Forschungslandschaft zur traditionellen indischen Medizin viel getan. Im Bereich der klinischen Yoga-Forschung ist Deutschland sogar einer der internationalen Hotspots, was den wissenschaftlichen Output angeht. Auch im Ayurveda gibt es ermutigende Entwicklungen im Hinblick auf klinische und grundlagenwissenschaftliche Studienprojekte an deutschen Hochschulen, wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Die Gründe dafür sind nach wie vor fehlende Fördermittel der öffentlichen Hand, aber auch noch sehr wenige philanthropische oder stiftungsgeförderte Projekte, so dass es trotz zahlreicher Ideen an verschiedenen Standorten oft einfach an Forschungsgeldern für die Umsetzung entsprechender Projekte fehlt. Ungeachtet dessen gibt es in ganz Deutschland interessante wissenschaftliche Aktivitäten zu verschiedenen Themen und in verschiedenen Indikationsgebieten und hervorragende Ideen für die Zukunft, die hoffentlich mit entsprechenden Anstrengungen aller Beteiligten realisiert werden können. Die Unterstützung Indiens ist dabei von entscheidender Bedeutung. Ein weiterer aktueller Meilenstein ist die Gründung der Deutschen Ayurveda-Stiftung im Jahr 2024.
In der Gemeinschaft der Ayurveda- und Yoga-Praktizierenden und deren Patient:innen gibt es teils fundamentale Divergenzen hinsichtlich der Deutung sowie des gesellschaftlichen und medizinischen Umgangs mit der Pandemie und ihren Folgen. Dies wird u.a. in kollegialen Gesprächen, z.B. im Rahmen von Impfdiskussionen, im Kontakt mit Patient:innen, im Einrichtungsmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit deutlich. Dabei ist die Thematik keine Ayurveda-/Yoga-spezifische Angelegenheit, sondern steht hier über weitere Strecken stellvertretend für die komplementärmedizinische und naturheilkundliche globale Community. Da Naturheilkunde und Komplementärmedizin im deutschsprachigen Raum eine relevante Rolle in der Patient:innenversorgung spielen, hat dieser Diskurs potentiell weitreichende Implikationen für die Innen- und Außenwirkung dieser Verfahren in Deutschland und darüber hinaus.
Was für Ayurveda-Forschung brauchen wir? Und was brauchen wir für Ayurveda-Forschung?
Die medizinische Ayurveda-Forschung in Deutschland und Europa steckt trotz sichtbarer Bemühungen und einiger hochwertiger wissenschaftlicher Publikationen noch immer in den Kinderschuhen. Von einer breiteren Akzeptanz im öffentlichen Gesundheitswesen hierzulande ist Ayurveda noch Lichtjahre entfernt – Voraussetzung hierfür ist eben vielfach Evidenz aus Forschung und von der gibt es bisher schlicht viel zu wenig und von der wenigen Forschung zu wenig wirklich gute Forschung. Es fehlt nach wie vor eine entsprechende Förderszene und eine ausreichend vernetzte Infrastruktur für wissenschaftliche Projekte zu Ayurveda in allen Bereichen: Grundlagenforschung, klinische Studien und interdisziplinäre Ansätze.
In diesem Vortrag wird aufgezeigt, welche Art von Forschung effektive Beiträge zu einer Etablierung von Ayurveda in Deutschland und Europa leisten können und welche Grundvoraussetzungen hierfür geschaffen werden müssen.
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine häufige Erkrankung und Patienten mit RDS haben Symptome, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Eine multizentrische randomisierte kontrollierte klinische Studie mit 69 Patienten mit RDS wurde zwischen Januar 2017 und Februar 2019 an den Ambulanzen für Integrative Medizin an der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin und der Abteilung Naturheilkunde der Kliniken Essen Mitte durchgeführt. Die Patienten erhielten entweder eine traditionelle Ayurveda-Ernährungsberatung oder eine RDS-Ernährungsberatung nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in jeweils drei 45-minütigen Einzelsitzungen in Woche 1, 3 und 9 nach Studienbeginn. Die Studienvisiten fanden zu Studienbeginn nach 3 und 6 Monaten statt. Primärer Endpunkt war der Schweregrad des RDS gemessen mit dem IBS-SSS-Fragebogen nach 3 Monaten. Zu den sekundären Zielparametern zählten unter anderem Stressbelastung (mittels CPSS), Angst und Depressivität (mittels HADS-D) sowie RDS-spezifische Lebensqualität (mittels IBS-QOL). Erste Ergebnisse dieser Studie werden vorgestellt.
Newsletter
* Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur Beantwortung meiner Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden.
2024 © Rosenberg Ayurveda Akademie gGmbH